Butzbach (br) – Einen überragenden Erfolg erzielten die Sport Stacker aus Butzbach bei den diesjährigen Weltmeisterschaften in Denver / USA. Mit insgesamt 23 Gold-, 9 Silber-, 6 Bronzemedaillen und 39 weiteren Platzierungen auf den Rängen 4 bis 10 war die Mannschaft des Sport Stacking Teams Butzbach, die als „Team Germany“ die deutschen Farben in Denver vertrat, mit Abstand das erfolgreichste Team der WM 2006. Herausragende Athleten waren David Wolf, Timo Reuhl und Miriam Christ. David (10 Jahre) gewann nicht nur zwei Weltmeistertitel in seiner Altersklasse, sondern war in den Disziplinen 3-3-3 und 3-6-3 auch schnellster Stacker aller 1071 Teilnehmer. Timo (11 Jahre) gewann ebenfalls zwei Einzeltitel, belegte in der Gesamtwertung aller Teilnehmer Platz zwei in der Disziplin 3-6-3 und Platz drei im Cycle mit neuem deutschen Rekord von 7,78 Sekunden. Darüber hinaus war er zweitbester Stacker in der neuen Gesamtwertung aller Disziplinen hinter Lexi Rindone (USA). 

Miriam (12 Jahre) gewann souverän alle Einzeltitel ihrer Altersklasse und dazu gemeinsam mit Christoph Sauer den Titel im Doppel der Altersklasse 14 Jahre und jünger. Eine Galavorstellung lieferte das Quartett TTMD Germany mit Timo, Tanja Buchholz, David und Miriam in den Staffelwettbewerben ab: Sie gewannen souverän die Titel in den 3-6-3- und Cycle-Turnierstaffeln der 12jährigen und siegten dann noch im 3-6-3-Zeitstaffel- Finale aller Klassen in neuer Weltrekordzeit von 16,17 Sekunden.

Die schnellsten der Welt: David Wolf (10) und Timo Reuhl (11) belegten Platz 1 und 2 der Overall-Wertung in der Disziplin 3-6-3 und nahmen strahlend ihre Pokale entgegen.



Aufgrund der Fülle von Informationen berichten wir von der WM in mehreren Teilen. Den Beginn macht die Berichterstattung über die Einzeldisziplinen.

Magen-Darm-Virus beeinträchtigt Sportler

Nach der anstrengenden Anreise am Dienstag dienten der Mittwoch und der Donnerstag der körperlichen Regeneration und dem Kennenlernen von Denver und Umgebung. Am Freitag hatte das 28köpfige Team unter der sportlichen Leitung von Burkhard Reuhl Gelegenheit, im Denver Coliseum zu trainieren und sich damit mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut zu machen. Besonderes Highlight dieses Trainings war der Besuch von Weltrekordlerin Emily Fox beim deutschen Team, die den flotten Stapelfolgen großen Respekt zollte und jeden mit „High Five“ verabschiedete.

Die Nacht vor dem Wettkampf brachte einige böse Überraschungen, denn Lorena Braunewell, Leon und dann auch noch Timo Reuhl wurden von einem Magen-Darm-Virus befallen und es blieb bis zu den Vorkämpfen offen, ob sie überhaupt würden starten können. Lorena und Timo schleppten sich schließlich an die Aufwärmtische und bündelten alle Kräfte für die Vorrunde, die dann überraschenderweise für beide sehr gute Ergebnisse brachte: Timo qualifizierte sich als Zeitschnellster für alle Finals, Lorena zog mit 3.56 Sek in 3-6-3 und neuer Bestzeit von 9,94 Sek. im Cycle in zwei Finals der Zwölfjährigen ein. Leon musste leider auf die lang ersehnte Meisterschaft verzichten, sein Zustand verschlechterte sich so, dass er im nahe gelegenen Kinderkrankenhaus eine Infusion erhalten musste und anschließend den Finals nur als Zuschauer beiwohnen konnte.


Miriam Christ gewinnt bei den 12jährigen alle Einzeltitel und wiederholt damit ihr Bravourstück aus dem Vorjahr.
Fotos: br


Die Vorkämpfe: Auftakt nach Maß

Schon in den Vorkämpfen sorgte das deutsche Team für Furore. Bei den 10-, 11- und 12jährigen leuchtete hinter allen ersten Plätzen „Germany“ auf der Anzeigentafel auf, David, Timo und Miriam hatten eindrucksvoll gezeigt, dass sie auf den Punkt topfit sind und untermauerten so ihre Favoritenstellungen. Doch auch die anderen freuten sich über eine gelungene WM-Premiere. Bei den 10 jährigen verpasste Andreas Reitz mit 3,15 Sek. in 3-3-3 als Elfter ganz knapp die Finalteilnahme, Aylin Braunewell gelang dies mit tollen 10,19 Sek. im Cycle. Im Finale stackte sie 10,24 Sek und wurde Siebente.

Wie Timo gelang auch Colin Stangenberg der Einzug in alle Finalwettbewerbe, mit glänzenden Zeiten war er überall vorne mit dabei. Miriam Christ war schon sehr früh am Wettkampftisch und legte Zeiten vor, die niemand im Sektor der 12jährigen unterbieten konnte. Auch Tanja Buchholz ließ sich nicht irritieren und landete in 3-3-3 und im Cycle genauso im Vorderfeld wie Marcus Reitz in 3-3-3 und 3-6-3. Er hatte ja im letzten Jahr seine Möglichkeiten nicht ausschöpfen können, da er nach einem Unfall im Rollstuhl antreten musste.

Bei den 13- und 14jährigen war die größte Leistungsdichte zu verzeichnen und so musste so mancher gute Stacker seine Finalträume begraben, obwohl er eine gute Vorrundenleistung auf die Matte gezaubert hatte. So erging es auch einigen der sechs Starter vom SST Butzbach. Isabelle Brauneis kam mit eigentlich guten 3,03 Sek (3-3-3), 3,60 Sek. (3-6-3) und 10,80 Sek. (Cycle) nicht unter die besten 20. Ann-Katrin Wolf (Cycle:10,15 Sek.) und Annika Weinmann (Cycle 9,11 Sek.) schafften mit superschnellen Zeiten (2,62 Sek. und 2,46 Sek.) den Einzug ins 3-3-3-Finale. Im Cycle brauchte man hier eine Zeit unter 8,85 Sek. für einen Platz unter den Top Ten! Dies gelang Jil Rück mit 8,72 Sek., Christoph Sauer mit 8,43 Sek. und Robin Stangenberg mit 7,87 Sek. Christoph und Robin qualifizierten sich auch für die anderen beiden Finals und sorgten damit für eine gute Präsenz der schwarz-orangenen deutschen Trikotfarben in dieser Altersklasse.

Annika Christ wagte einen Start bei den 15-18 jährigen und konnte mit ihren Ergebnissen und Platzierungen zwischen 21 und 24 zufrieden sein.

Die niedrigste Teilnehmerzahl des Tages gab es in der Collegiate-Klasse (19-24 Jahre). Gene hätte Boris Konrad hier stärkere Konkurrenz gehabt, so musste er nur einen Konkurrenten bewingen und machte sich daher auf Weltrekordjagd. Mit Erfolg – er gewann alle Einzeltitel und stellte mit 2,79 Sek in 3-3-3 und 9, 31 Sek. im Cycle zwei neue Weltbestleistungen auf.

Auch die Erwachsenen hatte das Stacking-Fieber gepackt und so starteten sechs SST-Mitglieder und Steve Baltot (Plettenberg) in die Vorkämpfe. Auf der Finalliste erschienen neben Steve Desiree Ludwig-Stangenberg und Ilona Reuhl, dazu Dennis Schleussner (Berlin) und Sascha Görtz (Flensburg). Pech hatte Heidi Braunewell, die in 3-3-3 als Elfte und im Cycle als Zwölfte denkbar knapp die Segel streichen musste.

Erstes Gold durch Miriam Christ

Bei den 12jährigen hatte Samantha Weston (USA) mit 2,15 Sek. in 3-3-3 eine unglaubliche Vorkampfzeit erzielt, so dass Tanja und Miriam im Finale vorlegen mussten, da hier die Starter in umgekehrter Reihenfolge der Vorkampfleistungen an die Tische gerufen werden. Tanja gelang mit 2,73 Sek. ein sehr guter Versuch, der sie hinter Eva Hoffman (USA, 2,65 Sek.) auf Platz zwei brachte. Nun warteten alle gespannt auf Miriam, die vielen noch vom Vorjahr in Erinnerung war. Mit 2,56 Sek. übernahm Miriam die Spitze, nur Samantha konnte ihr nun noch Gold streitig machen. Doch ihre Zeiten waren weit von den 2,15 Sek. der Vorrunde entfernt, mit 3,04 Sek. beendete sie das Finale letztlich als Achte und Miriam stand als Weltmeisterin fest! Nach ersten Interviews für die mitgereisten Fernsehteams von RTL und Pro7 nahm sie strahlend ihre erste Goldmedaille 2006 entgegen. Und es sollten noch mehr werden, denn im 3-6-3-Finale wurde sie ihrer Favoritenrolle mit 3,03 Sek. vollauf gerecht und holte den zweiten Titel. Mit einer tollen Leistungssteigerung schob sich Marcus Reitz vom vierten auf den zweiten Platz nach vorne – mit 3,12 Sek. ging auch Silber nach Deutschland, ein Erfolg, der durch den überraschenden sechsten Platz durch Lorena Braunewell (3,56 Sek.) komplettiert wurde.

Auch im Cycle schien Miriam ungefährdet, allein Cade Deines (Texas, USA) machte mit 8,67 Sek. Titelansprüche geltend. Damit schob sie sich vor Tanja Buchholz, die mit 9,18 Sek. Bronze sicher hatte. Spannend wurde es, als Miriams erster Versuch misslang und nur noch zwei Chancen bleiben, die 8,67 Sek. zu unterbieten. Mit voller Konzentration ging Miriam im zweiten Anlauf zu Werke, stapelte gewohnt flüssige Folgen und wurde mit 8,17 Sek. belohnt. In der Freude über den dritten Titel ging leider die Konzentration verloren, die für eine 7 vor dem Komma erforderlich gewesen wäre, doch auch so hatte Miriam die neuntschnellste Zeit des Tages im Cycle gestackt.

Mit Tanja auf Platz 3 und Lorena auf Platz 6 (10,59 Sek.) war auch hier die deutsche Bilanz äußerst positiv.


Zum ersten Mal dabei und gleich unter den besten Sechs der starken Altersklasse 13/14 Jahre: Jil Rück stackt im Cycle 8,84 Sekunden.



David Wolf mit Tagesbestzeit

Inzwischen hatte für David Wolf das Finale 3-3-3 bei den 10jährigen gewonnen. Mit 2,27 Sek. hatte er sich als Schnellster der Vorrunde den letzten Startplatz gesichert. Als er sich auf seinen ersten Finalauftritt vorbereitete, stackte Ian Dowdy (Colorado,USA) mit 2,72 Sek. die bis dahin beste Zeit. Doch David hatte kein Auge für die Konkurrenz, konzentrierte sich ganz auf seine Bewegungsabläufe und baute die Dreierpyramiden so sensationell schnell auf und ab, dass Schiedsrichter und Zuschauer staunend Beifall klatschten. Mit 2,28 Sek. bestätigte er seine Vorkampfleistung, wie sich später herausstellte war dies die schnellste 3-3-3-Zeit aller Finalteilnehmer, so dass David nicht nur Weltmeister bei den 10 jährigen, sondern auch noch Overall-Sieger (Meister aller Klassen) wurde! Der Kleinste des deutschen Teams war der Größte und er setzte im 3-6-3-Finale noch einen drauf, denn hier blieben die Uhren bei 2,75 Sek. stehen, nur drei Hundertstel über dem Weltrekord von Emily Fox! Auch hier Gold, auch hier Tagesbestzeit aller Teilnehmer, auch hier der goldene Overall-Pokal für David Wolf!

Im Cycle hatte David Pech, denn er hatte eine so schnelle Vorkampfzeit, dass er im Bühnenfinale antreten musste, fast vier Stunden nach dem regulären Finale seiner Altersklasse. Hier sah der Oberschiedsrichter einen vorher nie monierten technischen Fehler und gab Davids Versuche ungültig, so dass er auf Platz zehn der Wertung zurückfiel.

Timo Reuhl mit deutschem Rekord

Nach sieben Stunden Wettkampfzeit war Timo zu Beginn des 3-3-3-Finales der 11jährigen von seiner Erkrankung gezeichnet und die Wartezeit im Sitzen ließ ihn müde werden. Seine Konkurrenz war dagegen umso wacher, denn gleich zwei US-Girls setzten sich mit 2,59 Sek. an die Spitze des Feldes. Das lag im Bereich von Timos Bestzeit. Colin Stangenberg haderte nach zwei missglückten Versuchen schon mit dem Schicksal, schaffte dann aber im letzten Versuch mit 2,40 Sek. eine Superzeit und übernahm die Führung! Damit war Gold für Deutschland schon sicher, denn nur Timo musste noch antreten. Er agierte aber zu fahrig, schaffte keinen fehlerfreien versuch und musste mit 3,03 Sek. und Platz 6 zufrieden sein. Mit viel Wasser und einer kräftigen Massageeinheit brachte er sich für das 3-6-3-Finale wieder auf Vordermann. Auch hier setzte sich Colin mit 3,06 Sek. an die Spitze, doch diesmal war Timo wesentlich konzentrierter und stackte mit 2,78 Sek. so schnell wie nie zuvor. Da war sie , die ersehnte Goldmedaille, dazu Silber für Colin, ein toller Erfolg für das deutsche Team! Noch dazu waren die 2,78 Sek. die zweitschnellste aller 3-6-3-Finalzeiten, womit Timo in der Overall-Wertung den Silberpokal in Empfang nehmen durfte.

Auch im Cycle hatten Colin und Timo die schnellsten Vorkampfzeiten erzielt, doch diesmal gelang Colin kein fehlerfreier Versuch, so dass er mit 10,90 Sek. auf Platz 9 zurückfiel. Nun hatte Timo die Aufgabe, die Zeit von 8,74 Sek., die Jordan Jankanish (Colorado, USA) vorgelegt hatte, zu schlagen. Im Vorjahr hatten noch 9,69 Sek. zum Sieg gereicht, diesmal musste man schon über eine Sekunde schneller sein, so rasant hat sich dieser schnelle Sport entwickelt. Nach guten Probeversuchen hatte Timo im ersten Versuch Probleme, erwischte dann aber einen Lauf und stoppte die Uhr nach fantastischen 7,78 Sek.! Damit war er Weltmeister im Cycle und drittschnellster Stacker aller WM-Teilnehmer in dieser Disziplin. Dazu kommt, vorbehaltlich der Anerkennung der WSSA, dass er Miriam Christ (7,90 Sek.) als deutsche Rekordhalterin ablöst.


So freut sich ein Silbermedaillengewinner: Marcus Reitz wird Zweiter in der Disziplin 3-6-3.



Achtungserfolge in der stärksten Gruppe

Bei den 13/14jährigen standen mit Annika Weinmann, Ann-Katrin Wolf, Robin Stangenberg und Christoph Sauer gleich vier Deutsche im 3-3-3-Finale. Hier war Andy Retting (Lolorado/USA) mit 2,34 Sek. nicht zu schlagen. Annika erzielte mit 2,59 Sek. gemeinsam mit Lexi Rindone (Arizona/USA) die viertschnellste Zeit, dahinter platzierte sich Ann-Katrin mit 2,86 Sek. als Sechste. Ein toller Erfolg für die beiden WM-Neulinge, die noch vor dem Vorjahressieger Nate Florea (USA) lagen. Bei Robin und Christoph lief es nicht optimal, mit 3,28 bzw. 3,75 Sek. landeten sie auf den Plätzen 8 und 9.

Im 3-6-3-Wettbewerb gab es eine ganz enge Entscheidung. Jeff Harris (Colorado/USA) siegte in 2,79 Sek., dahinter aber ging es um Hundertstel. Christoph Sauer stoppte die Uhr nach 2,97 Sek., hatte damit Lexi Rindone (2,98 Sek.) auf Platz drei verwiesen und nahm strahlend die Silbermedaille in Empfang! Mit 3,01, 3,03 und 3,09 Sek. gab es auch auf den Folgeplätzen großes Gedränge, so dass Robin mit 3,33 Sek. mit Platz 8 vorlieb nehmen musste.

Der Cycle wurde auch hier erst im Bühnenfinale entschieden, so dass Christoph Sauer und Jil Rück, die nach dem regulären Finale mit sehr guten 8,83 und 8,84 Sek. in Führung lagen, lange auf ihe Platzierung warten mussten. Es siegte schließlich der spätere Overall-Weltmeister Shane Grinell mit 7,58 Sek., Robin Stangenberg wurde mit tollen 8,17 Sek. Dritter. Christoph als Fünfter und Jil als Sechste feierten einen weiteren Riesenerfolg für das deutsche Team in dieser bärenstarken Altersklasse.

Bei den Masters belegte Sascha Görtz (Flensburg) in 3-3-3 Platz 2, Desiree Ludwig-Stangenberg wurde Fünfte und Steve Baltot Siebenter. In 3-6-3 siegte Dennis Schleussner (Berlin), Steve wurde Vierter, Desiree Fünfte, Sascha Görtz Achter. Im Cycle verteidigte John Hannemann (Kalifornien/USA, 10,45 Sek.) seinen Titel vor Sascha Görtz (10,90 Sek.), Dennis Schleussner und Desiree Ludwig-Stangenberg landeten auf den Plätzen 7 und 8. Ilona Reuhl konnte zu keinem ihrer Finals antreten, da sie ihren Sohn Leon im Krankenhaus begleitete.

Deutsche Meisterschaft 2024

Weltmeisterschaft 2024